Das Verhältnis zwischen Hunden und Kindern ist immer ein spannendes und aktuelles Thema. Bei den Einen funktioniert es gut, bei den Anderen nicht so. Mit dem Text "Hund und Kind" möchte ich erklären, auf was es bei dem Zusammenspiel Hund und Kind ankommt und auf was man als Erwachsener achten sollte, damit hoffentlich nichts schief geht und damit Hund und Kind viel Freude miteinander haben. Der zweite Text "Ein Baby kommt in die Familie oder Hurra wir sind Großeltern" ist ein Erfahrungsbericht und soll anschaulich zeigen, wie Hunde, die keine Kinder gewöhnt sind, sich schnell an "Menschennachwuchs" gewöhnen.
In letzter Zeit werde ich häufig gefragt wie es denn um die Kinderfreundlichkeit des Kromfohrländers steht und möchte versuchen dies mit den folgenden Zeilen zu beantworten.
Natürlich stellt sich erst einmal die Frage, was versteht man unter kinderfreundlich? Versteht man darunter ein Tier, dass ohne zu "murren" alles über sich ergehen lässt? Oder ist es nicht so, dass immer gewisse Spielregeln eingehalten werden müssen um ein gutes Zusammenleben zu gewährleisten? Mir ist eine Geschichte bekannt, und das ist kein Witz, da haben Kinder ihrem Zwerghasen den Puschel ausgerissen. Unglaublich. Man stelle sich vor sie hätten ähnliches bei einem Hund versucht! Nicht auszudenken was passiert wäre...............
Wie lernt ein Kind? Nehmen wir zum Beispiel ein Kind im Kindergartenalter, es ist verständig genug diverse Reaktionen aus seinem Umfeld zu deuten und umzusetzen. Es lernt vor allem, dass bei der selben Begebenheit unterschiedliche Reaktionen des Umfeldes zu erwarten sind, von schmunzeln über sorgenvoller Blick oder verkniffenes Zuschauen bis hin zum milden Tadel oder sogar richtigem Ärger. Dementsprechend wird die eigene Reaktion angepasst wie Freude, wegschauen, stille Tränen oder vielleicht echtes Wehgeschrei. Also dieselbe Aktion löst unterschiedliche Reaktionen des Umfeldes aus und entsprechend wird selbst wieder reagiert. Dazu kommt, dass man dem Kind erklären kann warum der Eine so, der Andere aber so reagiert oder warum man heute erlaubt und gestern nicht. Und natürlich ein nicht zu vergessender Faktor ist die Nachsicht der älteren Generation den Kleinkindern gegenüber.
Wie ist das nun mit dem Hund? Über die Jahre hinweg konnten wir das sehr gut bei unseren eigenen Hunden beobachten. Nicht nur die erwachsenen Hunde unter sich, sondern auch die Welpenerziehung. Schon direkt nach der Geburt beginnt die Mutterhündin mit der "Erziehung". Durch stupsen und schieben wird den Kleinen tonlos aber unmissverständlich klar gemacht so und nicht weiter. Wer sich z.B. der Körperpflege entziehen will wird vorsichtig am Beinchen wieder zurück geholt. Ein Entrinnen gibt es nicht. Sind die Augen offen wird der Blickkontakt eingesetzt und wenn die Mutterhündin will, dass sich der Welpe auf den Rücken legt, dann wird dies durchgesetzt. So lange und so oft bis es funktioniert. Werden die Welpen quirliger wird die Erziehung strenger. Wie oft sitze ich dabei und frage mich warum sich gerade dieser eine Welpe wieder und wieder unterwerfen muss, ohne Pardon.
Der Hund hat diverse Möglichkeiten sein Missfallen auszudrücken wie z.B. strenger Blick, starrer Körper, entsprechende Ruten- und Ohrenstellung, Oberlippe kräuseln, vorsichtig Zähne blecken bis hin zum deutlichen Fletschen, Brummen, Knurren, Bellen, Schnappen.
Der Welpe kann darauf den Blick abwenden, sich ducken, auf den Rücken legen und somit seinen Bauch darbieten bis hin zum
pinkeln um seine Beschwichtigung zu signalisieren. All dies hat er in einem gut sozialisiertem Rudel von der Pieke an gelernt! Nachsicht der älteren Hunde dem Welpen gegenüber gibt es nicht, ebenso wenig wie es Welpenschutz gibt! Sein richtiges Verhalten ist der einzige Schutz des Welpen seinen Artgenossen gegenüber.
Die Beißhemmung ist angeboren!? Ein weiteres Ammenmärchen! Wer dem Welpenspiel zuschaut stellt schon bald fest, dass da schon einmal fester zugepackt wird als eigentlich verträglich ist. Durch Quietschen und Wehgeschrei und das Beenden des momentanen Spiels wird dann dem kleinen Rambo gezeigt: du bist zu weit gegangen, Schluss mit Lustig! Auch beim Fangespielen gelten andere Spielregeln als beim Menschen: Hakenfange, am Schwanz ziehen, auf den Rücken springen
oder gar am Pelz ziehen ein tolles Spiel. Bin ich zu grob, hören die anderen auf mit mir zu spielen. Wir sehen das die Beißhemmung mit den Geschwistern trainiert wird. Fazit für den Welpen gibt es ganz klare Spielregeln die immer gelten. Ein heute ja und morgen nein gibt es im Rudel nicht.
Und nun zurück zum Zusammenspiel Kind und Hund. Sie haben gelesen, dass es für das Kind unzählige Varianten der Reaktionen auf ein und die selbe Begebenheit gibt und für den Hund nur eine klare Linie. Das
heißt dass der Hund häufig einfach nicht versteht was die Menschen nun den wirklich von ihm wollen und warum er heute darf und gestern nicht. Das
heißt auch, dass wir, respektive die Kinder, das richtige Verhalten gegenüber den Hunden lernen müssen.
Spielverhalten: Ein gut sozialisierter Welpe beisst keine Kinder! Er spielt mit ihnen wie mit seinen Geschwistern. Blöderweise hat dieses Menschenkind aber kein Fell und das Spiel tut weh. Also muss ich mit Kind und Hund
Beißhemmung trainieren, über rechtzeitiges Quietschen, Spielabbruch etc.
Wenn der Welpe genug gespielt hat und seine Ruhe will, aber nicht in Ruhe gelassen wird setzt er mit Sicherheit sein ganzes gelerntes Repertoire ein: Blick, Oberlippe kräuseln, brummen
etc. Reagiert das Kind nicht auf diese Zeichen geht er irgendwann nach vorne. Was tut ein Kind wenn es genug hat? Im Zweifel klatscht es dem Quälgeist eine... Auch hier genau hinschauen, Grenzen aufweisen, dem Kind erklären.
Wenn der Welpe schläft und wird nur mal eben so gestört und durchgenudelt was dann? Seinen Geschwistern würde er deutlich sagen was Sache ist. Was würden unsere Kinder tun wenn wir ihnen im Schlaf einen nassen Waschlappen ins Gesicht werfen? O.k., die Frage hat sich sicherlich schon beantwortet.
Was ist wenn der Welpe beim Züchter kaum Kontakt zu Kindern hatte? Das heißt nicht, dass er mit Kindern fortan nicht klar kommt. Wichtig ist, dass er mit Kindern so viel als möglich positive Erfahrungen macht. Das es etwas tolles für ihn ist mit Kindern zusammen zu sein. Deshalb ist bei Kontakt zu Kindern immer die Aufmerksamkeit der Erwachsenen gefordert, damit sowohl Kind als auch Hund nur positive Erfahrungen mit seinem Gegenüber sammelt. Dabei muss man aber Bedenken, das für einen Hund Kind nicht gleich Kind ist. Liebt er die familieneigenen Kinder muss er nicht zwangsläufig alle anderen Kinder auch lieben.
Wie sieht es aus wenn der Welpe das Kinderzimmer in seiner eigenen Art und Weise aufräumt. Hier hilft kein erklären, hier hilft nur vorausschauend agieren. Also entweder ist schon aufgeräumt und die Spielsachen sind in Sicherheit oder die Türe zum Kinderzimmer ist zu. Hat er trotzdem etwas erwischt, wird getauscht: mein Spielzeug gegen dein Spielzeug. Das klappt ganz sicher.
Eignet sich denn jeder Welpe für eine Familie mit Kindern? Ich glaube nicht. Hier ist der Züchter gefragt der Familie einen entsprechenden Welpen vorzuschlagen.
Fazit: Spielregeln im Zusammenleben mit einem Hund sind überaus wichtig! Für beide Seiten Hund und Kind. Dann ist der Kromfohrländer mit Sicherheit eine Bereicherung für die Familie und für die Kinder!
Unsere Cindy (6 Jahre) und Flora (9 Monate) waren bis zur Geburt des kleinen Luca im November 2006 keine Kleinkinder gewohnt, zudem steckte Flora gerade selbst mitten in der Hundepubertät und
war zeitweise wegen Umbau geschlossen.
Um so spannender war es nun wie beide mit dem neuen Familienmitglied klarkommen werden. Nachfolgend möchte ich von unseren Erfahrungen davon erzählen.
Als Luca eine Woche alt war haben die Hunde ihn das erste Mal besucht. Mit unserer Tochter war ausgemacht, dass sie eine benutzte Stoffwindel bereit hält. Diese haben wir den Hunden auf den Boden gelegt und beide sind bis über die Ohren darin verschwunden. Nachdem vermutlich kein Duftmolekül mehr darin war machte sich Cindy mit erhobener Nase auf die Suche nach dem Baby, welches sie sofort fand. Gerade noch rechtzeitig kamen wir dazu bevor sie den Kleinen einer Vollwäsche unterziehen konnte.
In den kommenden vier Wochen besuchten wir Luca jede Woche einmal (Babytraining). Er kam immer zuerst auf den Arm und die Hunde konnten in aller Ruhe die Wippe, die Decke und jeglichen Platz auf dem er gelegen hatte abschnuppern.
Anschließend durften sie ihn immer beschnuppern. Flora war die Sache nicht ganz geheuer aber viele Leckerlis brachten sie dazu, sich das Ganze in Ruhe anzuschauen. Als Luca uns Zuhause besuchte, legten wir ihn in unseren Laufstall.
Hier konnten ihn die Hunde beobachten und er war sicher. Flora verbellte ihn einmal, da ging Cindy dazwischen und wusch ihrer Tochter mächtig den Kopf.
Als Luca zwei Monate alt war und mit seinen Eltern bei uns übernachtete fanden die Hunde das
prima. Sie beobachteten den Kleinen den ganzen Tag und wenn er laut zu weinen begann vergruben sie sich in ihren Körben.
Jetzt ist er drei Monate alt und Flora wäscht ihm die Händchen, findet ihn total Klasse und passt auf ihn auf. Das hat zur Folge, dass die Uroma auch nicht so einfach an den Laufstall gehen kann um ihren Urenkel auf den Arm zu nehmen. Flora musste erst mit uns abklären ob dies in Ordnung ist. Dann durfte er auf den Schoß seiner Uroma. Flora und Cindy haben noch einmal kontrolliert, was meine Schwiegermutter an den Rand des Herzinfarktes brachte, und dann war es gut.
Inzwischen ist Luca fast sechs Monate alt und beobachtet aufmerksam die Hunde.
Wenn er mit seinen kleinen Händen versucht nach den Hunden zu fassen, tragen
diese es mit Fassung. Cindy zieht sich eher zurück und Flora setzt sich
zu ihren Menschen dazu. Nach wie vor ist es aber beiden Hunden wichtig Luca zu
begrüßen indem sie ihn abschnuffeln, einen Nasenstüber geben und einmal
ablecken.
Wie die Zeit vergeht. Luca wird bald 8 Monate alt und freut sich riesig wenn er die beiden Hunde sieht. Sie tragen es mit Fassung und einem kurzen Seitenblick zu mir, wenn seine Patschhände ihnen einen Schubs verabreichen. Er quietscht vergnügt wenn sie extra für ihn ihre "Spielshow" zwischen seinen und unseren Füßen vollführen. Ich glaube nachfolgende Bilder sprechen für sich. Ich möchte aber betonen, dass man niemals Hund und Kind unbeobachtet lassen darf. Hunde und Kinder sind unberechenbar in ihren Aktionen.
Inzwischen ist Luca ein Jahr alt und kann schon laufen. Wie man unten sieht, beherrscht er die Lage mit den Hunden recht gut. Wenn es Cindy und Flora zu viel wird, lassen sie ihn einfach stehen und suchen sich ein ruhiges Plätzchen.
Ballspielen. Luca und Flora, Weihnachten 2007.
Luca und Cindy am 20.07.2008. Sind sie nicht ein schönes Team?
Luca kann sogar schon mit Cindy spazieren gehen. (20.07.2008) Cindy ist sehr geduldig. Natürlich müssen die Erwachsenen darauf achten, dass keine brenzlige Situation entsteht. Würde sie losrennen, läge Luca sofort auf der Nase.
Luca beim Photoshooting mit den Hunden. Er hat Cindy und Flora fleißig rumkommandiert, damit sie sich auch dort hinstellen wo er will. (19.10.2008)
Luca übt jetzt das Anleinen der Hunde. Mit viel Anstrengung hat er es geschafft, Cindy und Flora anzuleinen. Laut Luca heißt das "Anziehen". (08.02.2009)
Luca war zu Besuch bei Gimli. (07.06.2009) Eine prima Trainingseinheit für beide.
Luca beim Füttern der Enten zusammen mit Cindy und Flora (27.08.2009)
Luca und Flora haben an Ostern zusammen im Garten mit ihrem Kong und Ball gespielt. Beide hatten viel Spaß (03.04.2010)
Biona bei ihrem ersten Besuch bei Luca (01.08.2010)
Wie die Zeit vergeht. April 2013. Luca ist nun schon gut sechs Jahre alt. Die Hunde begrüßen ihn überschwänglich wenn er zu Besuch kommt. Cindy mit ihren 12 Jahren trollt sich inzwischen und sucht sich ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen. Flora beobachtet ihn, ob alles o.k. ist und ob er vielleicht doch mit ihr in den Garten geht um mit dem Ball zu spielen. Sollte er sie aber anstarren wird er gemaßregelt. Ein kurzer Beller, und alles ist wieder im Lot. Biona liegt inmitten der Eisenbahn oder stolziert über die Spielsachen als ginge sie das alles nichts an, dabei wird er von ihr immer aus dem Augenwinkel beobachtet. Auch sie freut sich, wenn er mit ihr spielt. Dann ist ein wildes Rennen und Ballwerfen im Garten zu beobachten und wenn Luca nicht schnell genug die Bälle wirft, wird er von den Hunden einfach gerempelt. Inzwischen wirft ihn das auch nicht mehr um. Aber nach wie vor sind die vier nie ohne einen Erwachsenen im Garten, so dass man immer rechtzeitig eingreifen könnte, sollte es schwierig werden. Trotzdem kommt es vor, dass der kleine Trupp unbemerkt durch das Haus wandert und wir uns wundern wo sie denn nun schon wieder waren. Luca voran, die Hunde hinter ihm.
August 2014. In den vergangenen Monaten hat sich viel verändert. Luca hat eine Schwester bekommen. Wir waren sehr gespannt wie die Hunde auf die kleine Pia reagieren werden. Alles war viel entspannter als damals bei Luca. Pia war einfach da und gut. Die Hunde haben gleich beim ersten Besuche Witterung aufgenommen und uns beobachtet was wir mit dem Menschenkind machen. Manchmal haben sie an ihr geschnuppert, unversehens übers Gesicht geleckt oder sie einfach ignoriert. Auch die Spaziergänge mit dem Kinderwagen sind kein Problem. Inzwischen ist sie krabbelnd und mit den ersten Schritten unterwegs und wie bei Luca kommen auch jetzt die Hunde an die Leine damit wir sie besser unter Kontrolle haben. Aber auch für Pia gibt es Tabuzonen damit sie die Hunde nicht so sehr bedrängt.
An Ostern haben wir mein Lieblingsfoto gemacht. Die Kinder mit den drei Kromis.
Auch in unserer Nachbarschaft hat sich einiges verändert. Bis vor einigen Monaten lebte nebenan eine ältere Dame die sich immer an unseren Hunden erfreute und oft fragte, wann es denn wieder einmal Welpen gibt. Jetzt ist eine junge Familie mit zwei kleinen Jungs eingezogen. Ich war mir nicht so sicher wie die Hunde reagieren würden, denn bislang war auf dem Nachbargrundstück nie etwas los. Aber sie haben sich ganz schnell an den Trubel gewöhnt und beobachten die Nachbarskinder aufmerksam. Manchmal bellen sie etwas, aber das legt sich schnell. Auch weil unsere neuen Nachbarn mit den Hunden ganz entspannt umgehen.