Der Kromfohrländer im Wandel der Zeit

Der Rassezuchtverein der Kromfohrländer e.V. (RZV) wurde in 2015 60 Jahre alt. Im Februar 1992 zog der erste Kromi bei uns ein und bereits im Mai 1992 wurde ich Mitglied im RZV.

Ich finde, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist die vergangenen Jahre einmal Revue passieren zu lassen. Vieles hat sich seither sehr verändert. In der Rasse, im Verein und in der Gesellschaft.

Kauf eines Welpen - gestern und heute

Als wir uns Anfangs der 90iger Jahre das erste Mal für einen Kromi interessiert haben waren die einzige Informationsquellen die einschlägigen Hundebücher. In den einen gab es ausschließlich Bilder von rauhaarigen Kromis, in den anderen nur Bilder von den glatthaarigen Kromis. Die Rassebeschreibung war kurz und knackig und mehr Informationen gab es nicht: "Zurückhaltend. Fremden gegenüber misstrauisch. Bis ins hohe Alter verspielt. Wird bis 16 Jahre alt."

Eine kostengünstige Flatrate, Internet, Facebook oder Foren gab es nicht. Wenn man einen Kromi wollte, musste man telefonieren und teilweise hohe Telefonkosten in Kauf nehmen. Das kann sich heute keiner mehr vorstellen!

Die vorhandenen Kromfohrländerspaziergänge konnte man an einer Hand abzählen, wie z.B. das große "von Westarp Treffen" in Karthaus bei Dülmen. Inzwischen gibt es unzählige Möglichkeiten, sich den Kromfohrländer in natura auf einem Spaziergang einmal unverbindlich anzuschauen. Infos hierzu findet man auf der Internetseite des RZV.

Unser erster Kromi wurde 1991 geboren. In diesem Jahr wurden deutschlandweit nur 70 Welpen geboren. Wir waren überglücklich einen dieser Welpen zu bekommen. Allen Züchtern war damals ein guter Kontakt zu den Interessenten sehr wichtig. Man wurde ausgefragt über die Lebensumstände, ob man berufstätig ist und überhaupt Zeit für einen Hund hat, ob man Kinder hat, wie alt diese sind und warum man einen Kromi möchte. Wie man auf die Rasse kam und man musste sich persönlich vorstellen. Auch war es sehr wichtig, sich regelmäßig bei den Züchtern telefonisch zu melden und zu fragen, wie es der Hündin und den Welpen geht. Man musste sein wirkliches Interesse am Welpen zeigen. Erst dann fiel die Entscheidung, ob man einen Welpen bekam oder nicht.

In dieser Hinsicht hat sich von Seiten der Züchter überhaupt nichts geändert. Auch heute noch möchten sie genau wissen, wohin ihre Welpen kommen und wünschen einen intensiven Kontakt zu den Interessenten. Allerdings besteht heute die Möglichkeit seinen Zwinger und seine Hunde viel besser vorzustellen. Fast alle Züchter haben zwischenzeitlich eine eigene Homepage (HP) und können zeitnah über ihre Hunde und das Zuchtgeschehen informieren. Was geblieben ist, ist der Wunsch nach einem guten persönlichen Kontakt. Gespräche, Treffen - eventuell auf einem der jetzt vorhandenen, vielen Spaziergänge.

Geändert hat sich das Verhalten der Interessenten. In Zeiten des Internets wird zwar viel auf den einzelnen HPs gesurft, eventuell noch eine Email geschickt, aber meist auf die freundlichen Antwort mit der Bitte um einen Anruf nicht reagiert. Das ist sehr schade, denn man gewinnt den Eindruck, dass die Anschaffung eines Hundes für viele eine schnelle Sache sein soll. Eben so, als würde man sich im Internet über ein Produkt informieren, es bestellen und spätestens übermorgen ist es da. Manchmal besteht ein erster Kontakt und die Interessenten melden sich über Wochen nicht mehr. So weiß der Züchter überhaupt nicht, ob noch Interesse an einem Welpen besteht oder nicht. In vielen Fällen haben sich die Familien anders entschieden, entweder möchten sie eine andere Rasse oder sogar keinen Hund. Hier wäre es wünschenswert, dass sich die Interessenten bei den Züchtern wieder abmelden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit die leider sehr in Vergessenheit geraten ist.

Fazit: in den vergangenen Jahren haben die Möglichkeiten sich über den Kromfohrländer zu informieren deutlich vereinfacht, sei es im Internet oder auf einem der vielen Spaziergängen, die angeboten werden. Gleich geblieben ist der Wunsch der Züchter, für ihre Welpen einen optimalen Platz zu finden, um ihnen und den Käufern viele wunderbare gemeinsame Jahre zu ermöglichen. Verändert hat sich das Käuferverhalten insofern, dass der persönliche Kontakt zu den Züchtern nur noch selten gepflegt wird und die Anschaffung eines Welpen eher als schnelle Aktion behandelt wird. Hier wünschen sich die Züchter dringend wieder mehr persönlichen Kontakt!

Hundeerziehung - gestern und heute

Als bei uns der erste Kromi einzog, waren wir bewaffnet mit einem guten Erziehungsbuch (dachten wir) und super guten Kontakten zu unserem Züchter bzw. seinen Eltern, die langjährige Kromizüchter waren. Ebenso zu einem damals B-Züchter in unserer Nähe, zu dem sich im Laufe der Zeit ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt hat. Welpenerziehungskurse gab es noch nicht. Erziehungskurse ja - auf dem Schäferhund Platz. Mit der Art mit uns und dem Welpen umzugehen, kam ich damals überhaupt nicht zurecht und so sah mich dieser Hundeplatz über viele Jahre nicht mehr.

Gang und gebe war damals noch, dem Welpen das Futter unter der Nase weg zu ziehen, die Alpharolle (Hund auf den Rücken legen und niederdrücken) zu praktizieren und ihm jeglichen Schutz in Stresssituationen zu verweigern. Selbst das Nackenschütteln wurde einem angeraten. So gesehen müssen wir ein wunderbares Exemplar an Kromi gehabt haben, denn all diesen Unfug haben wir zusammen unbeschadet überstanden.

In Sachen Hundeerziehung hat sich viel getan. Teilweise gibt es aber so gegensätzliche Meinungen und Erziehungsmethoden, dass man sich auf den guten alten Menschenverstand zurück besinnen muss, um sich zurecht zu finden. Da zeigt sich aber auch, wie wichtig es ist einen guten Kontakt zu seinem Züchter zu haben! Denn jetzt zahlt es sich aus, eine persönliche "Beziehung" aufgebaut zu haben. Ein guter Züchter wird ihnen auch bei diesem Thema mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Im laufe der Jahre und mit unseren fünf Kromfohrländern haben wir viele verschiedene Hundeschulen besucht. Haben viel gelernt, sind mit manchen Dingen überhaupt nicht klar gekommen und haben dafür andere wieder total verinnerlicht. Wichtig ist, zu begreifen, dass man nie auslernt, dass man fragen muss und wenn die Trainer die Fragen nicht beantworten wollen oder können, sollte man darüber nachdenken, ob man am richtigen Platz ist. Sehr gut finde ich, dass Hundetrainer zwischenzeitlich eine Ausbildung nachweisen müssen.

Fazit: In Sachen Hundeerziehung hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. An die Hunde werden viel größere Ansprüche in Sachen Umweltverträglichkeit gestellt als früher. Hier sollte man das Tier niemals aus den Augen verlieren, immer gewillt sein, Neues dazu zu lernen und sich auch mit der Hundesprache auseinander zu setzen. Gute Möglichkeiten des Erfahrungsaustausches sind die inzwischen in der ganzen Bundesrepublik angebotenen Kromfohrländer Spaziergänge. Es findet sich bestimmt für jeden ein Termin in erreichbarer Nähe.

Unser Rassezuchtverein

Auch im Rassezuchtverein hat sich in den vergangenen Jahren vieles verändert. Ich kann mich entsinnen, dass zu unseren Anfängen Gäste bei Vorstandssitzungen mehr oder weniger geduldet waren. Heute steht jedem Mitglied, das an Sitzungen teilnehmen möchte, die Tür offen. War früher eher erwünscht still dabei zu sitzen, sind heute Gesprächsbeiträge immer gerne gesehen und die Meinungen der Gäste werden in die Diskussion mit aufgenommen. Informationen zum Gesundheitsstatus der Tiere gab es früher nur von Züchter zu Züchter, wenn überhaupt. Jetzt wird seit vielen Jahren regelmäßig der Gesundheitsstatus der Tiere abgefragt. Informationen hierzu werden allen Züchtern zugänglich gemacht. Fragen werden immer beantwortet und man wird nicht, wie zu meinen Anfangszeiten, einfach stehen gelassen.

Zuchttauglichkeitsprüfungen (vier Körungen im Jahr, sowie zwei weitere in der Schweiz) wurden eingeführt, bei denen nicht nur das Erscheinungsbild des Hundes beurteilt wird, sondern auch sein Verhalten. Die Hundehalter werden in die Entscheidungsfindung mit einbezogen, so dass sie das Ergebnis der Körung auch nachvollziehen können.

Unsere Vereinszeitschrift "wuff" ist informativer und bunter geworden. Berichte des Vorstandes und Berichte zum Thema Gesundheit findet man ebenso, wie Artikel unserer Mitglieder und natürlich viele schöne Fotos von unseren Hunden.

Am Internetauftritt des Rassezuchtvereins wird stetig gearbeitet.

Die Ausbildung und Beratung der Züchter ist ebenso ein fester Bestandteil der Arbeit des RZV wie die Beratung und Betreuung der Hundebesitzer, soweit es den Funktionsträgern möglich ist.

Der Zusammenhalt unter den Züchtern ist ein wichtiger Bestandteil des Vereinslebens. Wären sie nur in Konkurrenz zueinander, wäre eine gute Arbeit im RZV unmöglich.

Und nicht zu vergessen, wie bereits oben beschrieben, es werden unzählige Kromfohrländer Treffen von unseren Mitgliedern organisiert, bei denen jeder Hundebesitzer und Interessent immer herzlich willkommen ist.

Trotzdem kann man es mit allem Engagement nicht allen Recht machen. So haben sich in den vergangenen Jahren einige Mitglieder entschieden, einen anderen Weg zu gehen und neue Zuchtverbände zu gründen. So kommt es, dass unter dem Namen Kromfohrländer neben dem RZV derzeit noch weitere drei Vereine in Deutschland existieren, die ihre Gedanken zur Zucht auf anderen Wegen als der RZV umsetzen. Das ist okay. Nicht okay ist, dass über die Jahre hinweg der RZV hingestellt wird, als seien alle Funktionsträger, Züchter und Mitglieder Dilettanten und unverantwortliche Vermehrer. So geht man nicht miteinander um. Zumindest ist das nicht der Stil des RZV. Unsere Mitglieder wünschen sich, dass wir mit mehr Informationen die Gesundheit der Rasse betreffend an die Öffentlichkeit gehen. Dies soll zeitnah umgesetzt werden.

Fazit: Der Rassezuchtverein ist bestrebt nicht in alten Strukturen zu verharren, seine Mitglieder und Züchter auf jedem Weg mit zu nehmen, auch wenn das manchmal mit etwas Verspätung geschieht. Neue Wege werden gesucht, Hilfe bekommt jedes Mitglied und vernünftige Ideen werden gerne aufgegriffen und umgesetzt.

Der Kromfohrländer

Sein Aussehen

Unsere Hunde - der wichtigste Punkt in meinem Rückblick. Auch hier hat sich viel getan und ich werde versuchen eine gute Struktur in meine Gedanken zu bringen.

Exterieur - Wesen - Gesundheit - was den Kromi ausmacht. Ich wähle diese Reihenfolge, weil ich mit den einfacheren Antworten anfangen möchte, nicht weil ich sie in dieser Reihenfolge für wichtig halte!

Als unser erster Hund bei uns einzog, war das Erscheinungsbild der Kromfohrländer noch so unterschiedlich, dass niemand sie derselben Rasse zugeordnet hätte. Ich kann mich an eine Ausstellung erinnern, an der ein netter Wuschelhund mit seinem Besitzer in unserer Nähe saß und wir alle baff erstaunt waren, als besagter Hund mit unseren zur Beurteilung in denselben Ring kam. Zu dieser Zeit gab es sowohl Hunde deren Haarkleid 0,5 cm Haarlänge hatte, wie auch Hunde deren Haarkleid 25 -30 cm Haarlänge hatten. Das lange Haar war meist ganz flusig und verfilzte schnell, war also überhaupt nicht pflegeleicht. Manche Hunde waren so klein, dass sie ausgewachsen noch wie Welpen wirkten. Inzwischen gibt es nur noch wenige Hunde deren Haarkleid so lang und flusig ist. Zur Zucht dürfen diese nicht mehr eingesetzt werden. Insgesamt ist das Erscheinungsbild einheitlicher geworden. Sie werden als Rasse erkannt, ohne wie geklont zu wirken. Trotzdem wird dem RZV vorgeworfen, nur auf die Äußerlichkeiten Wert zu legen. Wer sich aber einmal die Mühe macht und sich die Bilder der Hunde anschaut, die eine Zuchtzulassung haben, wird sehen, dass dies nicht der Wahrheit entspricht. Nicht mehr zugelassen werden die extremen Abweichungen vom Standard, andere Abweichungen werden durch sogenannte Zuchtlenkungsmaßnahmen ausgeglichen. Alles andere wäre eine Welpenproduktion und keine Rassehundezucht, deren Grundlage für das Exterieur der Standard ist.

Fazit: Immer den Standard des Rassehundes im Blick, werden "Abweichungen" durch Zuchtlenkungsmaßnahmen aufgefangen und somit die Zuchtbasis nicht unnötig eingeschränkt, sondern auf einem guten Niveau gehalten.

Sein Wesen

"Zurückhaltend. Fremden gegenüber misstrauisch." Noch vor unserer Kromizeit hieß das übersetzt "fass mich nicht an, sonst werde ich sauer" bzw. "erst kommen meine Menschen, dann lange nichts und dann auf keinen Fall du". Ja, ich kannte solche Hunde. Man nahm das so hin, schließlich entsprach es der Rassebeschreibung. Mit der Zeit wurde aber klar, dass man auch einen Kromfohrländer anders prägen kann und er deutlich Zutrauen zu fremden Menschen haben kann. Deshalb wird noch lange kein Labrador aus ihm, aber es ist einfacher, wenn der Hund mit Menschen offener umgeht.

Was er tatsächlich auch heute kaum noch benötigt sind andere Hunde. Irgendwann einmal ist jeder Kromi soweit, dass er deutlich zeigt "He - meine Menschen sind mir Kumpel genug". Verspielt bis ins hohe Alter trifft auch heute noch zu, auch ein alter Kromi ist für jeden Quatsch zu haben.

Was er nach wie vor nicht geändert hat, ist eine gewisse Art von Größenwahn, wenn er an der Leine ist. Ich glaube, dass dies der einzige Punkt ist, über den viele Kromfohrländer Besitzer klagen. Diesen zum Grizzlybär mutierenden Hund an der Leine. Hier ist er nach wie vor eine Herausforderung an seinen Hundeführer.

Hund und Gesellschaft

Und hier kommen wir an einen Punkt, an dem sich zeigt, wie sehr sich unsere Gesellschaft verändert hat. Hund ja - aber man soll ihn bitte nicht bemerken. Wachsam ja - aber er soll bitte dabei ganz still und umgänglich sein. Nebenbei muss er ein guter Spielkamerad für Kinder sein - nein, diese müssen keine Spielregeln einhalten (also, wir mussten das früher, denn wir waren immer selber schuld, wenn uns der Hund gezwackt hat). Er muss unbedingt verkehrstauglich sein und ein gutes Nervenkostüm haben - nein, ein Hund benötigt keine stille Rückzugmöglichkeit. Nebenbei muss er sich mit allen anderen Hunden vertragen - weil wir Menschen uns ja auch mit allen anderen Menschen vertragen. Revierverhalten geht gar nicht - dabei müssen unsere Hunde ihr Revier mit immer mehr anderen Hunden teilen. Das ist echter Stress, man stelle sich vor wir, müssten jeden Tag von neuem anderen Menschen klar machen, dass sie auf unserem Sofa, in unserer Wohnung sitzen, ohne dass wir sie hierzu eingeladen haben.

Fazit: Das Wesen unserer Hunde hat sich deutlich verbessert. Die meisten sind nicht mehr so zurückhaltend gegenüber fremden Menschen, lassen sich gerne streicheln und spielen mit Kindern, sofern Spielregeln eingehalten werden. Auf Veranstaltungen und Ausstellungen zeigen sich viele entspannt oder nehmen die Situation mehr oder weniger gelassen hin. Aber, sie haben noch immer Terrierblut und das sollte man nicht vergessen!

Die Gesundheit des Kromfohrländers

Kommen wir zum heikelsten Punkt des Rückblickes. Heikel eigentlich nur, weil man so viel Negatives im Internet lesen kann. Manchmal frage ich mich wirklich warum nicht die Besitzer der vielen gesunden Kromfohrländer mehr auf ihren HPs schreiben. Aber wahrscheinlich reden wir einfach nicht von der Selbstverständlichkeit, dass unsere Hunde gesund sind. Zudem muss man leider feststellen, dass Negatives eher geglaubt wird, als Positives.

Inzucht und seine Folgen

Vielleicht muss ich anders anfangen. Dem RZV wird vorgeworfen, dass die Rasse unter Inzuchtdepression leidet. Anzeichen hierfür wären eine hohe Welpensterblichkeit, kleine Würfe, Probleme in der Reproduktion, also Deckschwierigkeiten. Eine steigende Anzahl an Kaiserschnitten, schwächliche Welpen, Verlust an Vitalität, sinkendes Alter, steigende Immunerkrankungen.

Tatsächlich sieht es aber ganz anders aus. Da wir als Zuchtverein ein sogenanntes Zuchtbuch führen, hier auch Kaiserschnitte, Totgeburten, Wurfgrößen festgehalten werden müssen, kann man ganz leicht an die echten Zahlen kommen. Zudem werden alle Würfe von erfahrenen Zuchtwarten kontrolliert. Wie schon am Anfang beschrieben, werden regelmäßig die Gesundheitsdaten von den Besitzern über ihre Hunde abgefragt und ausgewertet. Alle Erhebungen zeigen deutlich, dass keiner der oben genannten Punkte zutrifft und die Rasse keine Inzuchtprobleme hat. Die Welpensterblichkeit hat abgenommen. Laut Literatur werden teilweise bis zu 20 % als normal angesehen, wir liegen unter 8 %. Dabei muss man bedenken, dass wenn in einem einzigen Wurf einige Welpen sterben, dies, aufgrund der relativ geringen Anzahl der Würfe im Jahr, statistisch gesehen einen großen Einfluss auf die Zahlen hat. Die durchschnittliche Wurfgröße liegt seit 2006 bei etwas über 6 Welpen, mit leicht steigender Tendenz. Die erhobenen Zahlen seit 1991 bis heute liegen bei durchschnittlich 5,9 Welpen. Auch die Zahl der leer gebliebenen Hündinnen bzw. Hündinnen, die ihren Wurf verloren haben, ist vernachlässigbar gering. Noch kein Zuchtwart hat bei den Wurfabnahmen von Welpen berichtet, die auffallend wenig Vitalität zeigten. Im Gegenteil. Meist ist es eine wilde Bande.

Kromfohrländer die bis zu 16 Jahre alt werden und sich altersgemäß ihres Lebens erfreuen sind auch heute keine Seltenheit. 

Einfluss der Umwelt auf die Gesundheit

Krankheiten. Tja, wer will selber schon einen kranken Hund haben oder selbst krank werden? Keiner! Und das ist gut so. Aber so wenig wir bestimmen können, ob wir gesund sterben, so wenig können wir das für unsere Haustiere bestimmen.

Auch hier hat sich ein großer Wandel vollzogen. Wie beim Menschen, gibt es auch beim Haustier immer bessere Diagnostik, so dass Krankheiten nun einen Namen haben und therapiert werden. Andererseits ist der Organismus ganz anderen Belastungen ausgesetzt als früher.

Nehmen wir zum Beispiel die Ernährung. Mein Großvater hatte einen Hund, der, soweit ich mich erinnern kann, meist vom Tisch gefüttert wurde. Es gab Kartoffeln, Gemüse, Soßen und sicher auch etwas Fleisch. Damals hatten die Menschen nicht viel, Fleisch gab es nicht täglich und für den Hund auch nicht. Dieser Hund wurde alt und ich kann mich erinnern, dass er schon damals (ca. 1970) wegen einer Krebserkrankung eingeschläfert werden musste. Da ich mit ihm aufgewachsen war, muss er aber mindestens 16 Jahre alt geworden sein. Heute ist die Ernährung der Hunde fast eine Wissenschaft. Auf der einen Seite die Industrie, die meist mit wenig Aufwand unser Bestes möchte. Unser Geld. Jeder verspricht, nur die besten Zutaten für das Futter der Hunde und Katzen zu verwenden. Stellt sich die Frage, wenn alles nur das Beste ist, warum gibt es dann immer mehr Futtermittelallergien und warum gibt es dann so viele Spezialfutter? Ist es nicht so, dass die Lebensmittelallergien auch bei den Menschen immer mehr zunehmen?

Hier empfehle ich einmal das Buch "Katzen würden Mäuse kaufen" von Hans-Ulrich Grimm zu lesen. Glauben sie mir, ab da schauen sie immer auf die Angaben auf den Packungen. Ob sie für das Haustier einkaufen oder für ihre Familie.

Auf der anderen Seite die hardcore barfer. Bitte nicht falsch verstehen. Bei diesem Thema kenne ich mich überhaupt nicht aus. Aber diese Art der Ernährung steht in totalem Gegensatz zur Fertigkost. Sicher muss hier jeder seinen Weg der Fütterung finden. Und wieder macht es sich bezahlt einen guten Kontakt zu seinem Züchter zu haben!

Auch wir Menschen werden immer mehr, von immer stärkeren Umweltbelastungen geplagt. Stichwort Feinstaub. Gerade unsere Hunde bewegen sich genau in der Höhe der Abgase und atmen diese ein. Ganz sicher hinterlassen sie deutliche Spuren in ihrem Organismus.

Medikamentenrückstände und Hormone im Trinkwasser. Seit Jahren sind sie nachweisbar, wenn auch in ganz geringem Maße. Selbst in Mineralbrunnen sind sie teilweise in Spuren nachweisbar. Wie viele Hundebesitzer verweigern ihren Tieren das Trinken aus Pfützen. Stattdessen erhalten sie das saubere Trinkwasser. Meist wird der Napf mehrmals täglich ausgeschüttet und mit frischem Wasser gefüllt, um nur gutes Wasser zu geben.

Was tut der Rassezuchtverein für die Gesundheit?

Jedes Jahr werden turnusmäßig bestimmte Jahrgänge unserer Kromfohrländer angeschrieben und ihr Gesundheitsstatus abgefragt. Der Rücklauf liegt konstant bei ca. 70 %. Diese Fragebögen werden ausgewertet und erfasst, die Ergebnisse fließen immer in die Zucht mit ein. Es zeigt sich ein deutlicher Rückgang der vorkommenden Erkrankungen. Die Neuerkrankungen z.B. bei Epilepsie liegen inzwischen deutlich unter 10 % (früher bis zu 50 % je Geburtsjahrgang). Andere Erkrankungen sind verschwunden. Immunerkrankungen kommen vor, tendenziell sind keine Steigerungen festzustellen. Gelenkprobleme werden jetzt erfasst und können in der Zuchtlenkung berücksichtig werden.

Für die digitale Hyperkeratose (HFH) wurde in Zusammenarbeit mit dem RZV ein Gentest für den Kromfohrländer entwickelt, der für die Zuchttiere verpflichtend eingeführt wurde. Für Cystinurie (Bildung von Cystinsteinen im Urin) wird aktuell an einem Gentest für den Kromfohrländer geforscht. Auf ihn setzt der RZV große Hoffnung. Nach wie vor unterstützt der RZV die in Finnland durchgeführte Forschung für einen Gentest Epilepsie beim Kromfohrländer.

Statistisch gesehen werden die Hunde immer gesünder und das ist gut so!

Fazit: Die seit Jahren konsequenten Bemühungen des RZV hinsichtlich der Gesundheit und die damit einhergehenden Zuchtlenkungsmaßnahmen zeigen deutliche Erfolge! Mit Schlagwörtern und Parolen, wie man sie teilweise im Internet lesen kann, wird eine Rasse nicht gesünder.

Ich habe viel geschrieben - gerade das letzte Thema ist sehr schwierig, auch weil es immer mit Emotionen behaftet ist.

Verpaarungen und Verwandtschaftsgrad

Eigentlich juckt es mich ja schon lange in den Fingern einen Nachtrag zum Thema Zucht zu schreiben, obwohl ich dachte unter der Rubrik „Zucht im RZV/Zuchtlenkung“ ausreichend darauf eingegangen zu sein. Tatsächlich ist aber der Verwandtschaftsgrad der Zuchtpartner, wieder einmal, ein heißes Thema im Netz.
Stellt sich die Frage, wie eng verwandt dürfen ein Rüde und eine Hündin sein, wenn sie einen gemeinsamen Wurf haben sollen? Dies wird und wurde in den Zuchtlenkungsmaßnahmen des Rassezuchtvereins geregelt. Leider finde ich keine Unterlagen mehr aus unseren Zuchtanfängen. Meine ältesten Unterlagen sind Stand Dezember 2007. Hier galt folgende Vorgabe:
„Die zu verpaarenden Tiere dürfen bis zur zweiten Ahnengeneration keinen gemeinsamen Vorfahren haben. Ferner darf in der ersten und dritten Generation kein gemeinsamer Vorfahr vertreten sein.“ 

Da Zucht auch Wandel heißt und diese immer wieder neu überdacht werden muss, wurde obige Regelung ab April 2009 wie folgt abgeändert: 
„Die zu verpaarenden Tiere dürfen bis zur dritten Generation keine gemeinsamen Ahnen haben. Über Ausnahmen entscheidet der Zuchtausschuss im Einzelfall.“ 
Schon mit beim Lesen des zweiten Satzes dürfte jedem klar sein, dass natürlich immer wieder Ausnahmen beantragt und auch genehmigt wurden. Alles in allem war mit obiger Regelung noch keine sinnhafte Lösung gefunden und keiner wirklich zufrieden. Und bei beiden genannten Regelungen wurden Vollgeschwister nicht berücksichtigt.

Eine andere, bessere Lösung wurde gesucht. Ab April 2016 wurde erstmals der Inzuchtkoeffizient über fünf Generationen (IK5) berechnet und einbezogen. Nun galt folgende Regelung:
„Die zu verpaarenden Tiere dürfen bis einschließlich der dritten Generation
(Urgroßeltern) keinen gemeinsamen Ahnen haben.
Im nachvollziehbar begründeten Einzelfall kann einer Verpaarung zugestimmt
werden, wenn für den geplanten Wurf der Inzuchtkoeffizient (IK) über fünf
Generationen (UrUrUr-Großeltern) den Wert xxx % nicht übersteigt und die
Elterntiere höchstens zwei gemeinsame Ahnen in der dritten Generation
(Urgroßeltern) vorweisen. Die Berechnung des IK erfolgt mit der Formel nach Wright“

Nach zwei Jahren Erfahrung mit dieser Regelung, wurde sie etwas vereinfacht und so gilt seit Mai 2018 folgendes:
„Im Regelfall kann einer Verpaarung zugestimmt werden, wenn für den geplanten
Wurf der Inzuchtkoeffizient (IK) über fünf Generationen (UrUrUr-Großeltern) den
Wert von xxx% nicht übersteigt und die Elterntiere bis zur zweiten Generation
keine gemeinsamen Ahnen haben“. Die Berechnung des IK erfolgt mit der Formel nach Wright“

Nun werden Sie erst einmal denken: aha, es werden doch nur die ersten beiden Generationen berücksichtig. 
Falsch gedacht. Die Berechnung des Inzuchtkoeffizienten erfolgt in beiden genannten Regelungen über fünf Generationen. Also alle Ahnen von Eltern bis UrUrUr-Großeltern werden berücksichtig und die Anzahl der gemeinsamen Ahnen in diesen fünf Generationen über den Zahlenwert xxx gesteuert. Somit sind Ausnahmen im verwandtschaftlichen Verhältnis des Rüden und der Hündin endlich vollkommen ausgeschlossen.
Anders gesagt, auch wenn ich über die Verwandtschaft über drei Generationen den Zuchtpartner aussuchen würde, bestünde die Möglichkeit, dass der IK5 deutlich höher wäre, als bei der obigen Regelung. Warum? Nun, es wäre möglich, dass in der dritten Generation jede Menge Halbgeschwister vorhanden wären und somit in der vierten und fünften Generation dieselben Ahnen bei beiden Zuchtpartner.

Der beim Einstieg in diese Methode zugrunde gelegte Grenzwert betrug nach eigehender Beratung mit Genetikern im Jahr 2016 2,40% und war absichtlich zunächst niedrig gewählt. Er ist und wird immer ein Kompromiss sein, zwischen züchterischem Spielraum einerseits und möglichst entfernter Verwandtschaft der Zuchttiere andererseits. Werden Erkenntnisse zur Fertilität und Gesundheit der Rasse deutlich (positiv oder negativ), die ihren Ursprung im Verwandtheitsgrad haben, kann der Wert jeweils nach sorgfältiger Prüfung angepasst werden. Dies ist in 2018 und nochmals in diesem Jahr geschehen.

Grundsätzliches zum Inzuchtkoeffizienten (IK). Warum wird dieser über fünf Generationen und nicht über sieben Generationen berechnet, wie man auf mancher FB-Seite lesen kann?
Die Zuchtlenkung über den IK zu regeln gehört zu den modernen Vorgehensweisen. 
Sowohl in einem Vortrag von Frau Dr. Eichelberg, „Grundkenntnisse-der-Genetik-zeitgemäße-Hundezucht“, als auch in einem großen Teil der Zuchtverbände wird dieser über fünf Generationen berechnet. Nur so ist es auch möglich die Angaben direkt zu vergleichen. 
Das heißt im Umkehrschluss, die Zahlen die teilweise im Netz veröffentlich werden sind nicht vergleichbar, da einmal vom IK5 und ein anderes Mal vom IK7 geschrieben wird.
Hinzu kommt, dass manchmal (absichtlich oder unabsichtlich) über den Gesamt-IK der Rasse, zurückreichend bis zur Entstehung, geschrieben und Verwirrung gestiftet wird.

Fazit: Tatsächlich wurde die Regelung über den Verwandtschaftsgrad der zu verpaarenden Tiere über die Jahre mehrfach verändert. War jedoch im Zweifel immer eine Ausnahmeregelung möglich, ist dies seit Mai 2018 endlich ausgeschlossen.

Neue Medien und ihr Einfluss

Die neuen Medien sind eine gute Sache, wenn man sich informieren möchte. Sie sind aber auch ein Fluch, weil jeder alles veröffentlichen kann und dann nichts wieder vom Netz genommen wird, auch wenn es sich herausstellt, dass es falsch ist. Viele Veröffentlichungen haben dem Kromfohrländer mehr geschadet als genutzt. Viele Veröffentlichungen verunsichern die Menschen, die sich über den Kromfohrländer informieren wollen. Häufig stellt sich die Frage, wer hat denn nun Recht und wer nicht.

Nach über 23 Jahren Kromfohrländer komme ich zu folgendem Ergebnis: Es hat sich vieles positiv verändert. Auch in Sachen Gesundheit! Der RZV führt seine Bemühungen für den Kromfohrländer fort und wird nicht auf der Stelle stehen bleiben. Denn eines ist ganz sicher, die Hunde liegen dem Verein, seinem Vorstand und seinen Züchtern am Herzen!

Ich möchte ihnen liebe Interessenten ans Herz legen, nehmen sie persönlich Kontakt auf zu den Hundebesitzern und Züchtern. Telefonisch, auf Spaziergängen und wenn sie möchten auch auf Ausstellungen. Gehen sie ins Gespräch und bilden sie sich ihre eigene Meinung!

Vielleicht treffen wir uns ja einmal auf einem der vielen Spaziergänge. Ich würde mich freuen.

Ihre Marion Wisst
(Stand 01.12.2019)